Werkstattgespräch Corso Film und sono2 im Medienhaus Stuttgart
Wo früher die Fantastischen Vier an ihren ersten Alben gearbeitet haben, sind heute die CORSO Film- und Fernsehproduktion und die Filmtonfirma sono2 beheimatet. Zum Abschluss des ersten DOKVILLE Tages luden die beiden Firmen zu einem Werkstattgespräch ein. Nach zwei Jahren konnte das Get-together endlich wieder vor Ort stattfinden. Die Veranstaltung wurde, wie in der Vergangenheit, im Rahmen von DOKVILLE gemeinsam mit der Film Commission Region Stuttgart organisiert. Etwa 15 Branchenvertreter:innen folgten Ulla Matzen (Leiterin der Film Commission Region Neckar-Alb) ins Medienhaus Stuttgart. Vertreter:innen von CORSO und sono2 gaben dort Einblicke in ihre Räumlichkeiten und Geschäftsmodelle.
Teilnehmende beim Werkstattgespräch in den Räumen von CORSO Film und sono2 Filmton im Medienhaus Stuttgart © Hannah Hiergeist/HDF
„Wir bei sono2 sind eine Firma für Filmton, vor allem für Sounddesign und O-Ton, also im Prinzip für alle Tonebenen, die ein Film so braucht. Die letzten drei Projekte haben wir gemeinsam mit CORSO gemacht. Das ist einmal ‚Acasă, My Home‘, der neueste Film ist ‚Auf der Spur des Geldes‘ und ‚Gegen den Strom‘.“ Für Sound Designer Marc Fragstein sind die kurzen Wege ein großer Vorteil: „Es bietet es sich einfach an, mit unserem Etagennachbarn CORSO zusammenzuarbeiten.“
CORSO Film ist eine Produktionsfirma für nationale sowie internationale Dokumentar- und Spielfilme mit Sitz in Stuttgart und Köln. Beide Standorte sind miteinander verzahnt. Die Baden-Württembergische Zweigstelle unter Geschäftsführer Ümit Uludağ gibt es seit 2017. „Der Dokumentarfilm ‚Zuhurs Töchter‘ war zum Beispiel eine nationale Produktion“, erklärt er. Die Präsenz von CORSO-Filmen bei Veranstaltungen wie dem SWR Doku Festival („Zuhurs Töchter“, der auch als DOK Premiere vom Haus des Dokumentarfilms gezeigt wurde, und „Zinder“) sowie bei DOKVILLE 2022 („Auf der Spur des Geldes“) zeugt vom guten Gespür der Firma.
Standortarbeit leisten
Der Stuttgarter Standort von CORSO hat sich gut entwickelt, was nicht zuletzt an der guten Zusammenarbeit mit dem SWR und der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) liegt: „Das hat sich für uns rentiert. Gleichzeitig reinvestieren wir die Fördergelder und Gewinne in die hiesige Branche, da wir mit in Baden-Württemberg ansässigen Kreativen kooperieren. Wir schleusen das Geld nicht einfach aus dem Land“, so Ümit Uludağ.
Marc Fragstein versteht seine Arbeit ähnlich: „Wir haben zwar mittlerweile ein gewisses Image als das Haus, das die großen Fische anpackt. Grundsätzlich sind wir aber offen für alles Neue. Das bedeutet: Immer, wenn jemand mit einem Projekt, egal welcher Größe, auf uns zukommt, versuchen wir es möglich zu machen.“ Ümit Uludağ stimmt ihm zu: „Da sind wir zum Glück völlig angstfrei, obwohl der lange Dokumentarfilm tatsächlich unser Kerngeschäft ist; darauf haben wir uns spezialisiert. Aber auch wir haben einige Jahre gebraucht, um dahin zu kommen. Auch wenn das Gesamtvolumen in Baden-Württemberg nicht so groß ist: Niemand wartet hier mit dem roten Teppich auf dich.“
https://www.youtube.com/watch?v=VUitsjBHoNA
Trailer zu „Acasă, My Home“. Produziert wurde der Dokumentarfilm von CORSO Film in Koproduktion mit Manifest Film, HBO Europe, HBO Rumänien und Kino Company. Sono2 Filmton übernahm Audiopostproduktion, Dialog Edit, Sounddesign und Mischung.
Corona-Pandemie gut bewältigt
Auf die Frage von DOKVILLE Kuratorin Astrid Beyer, wie sich die COVID-19-Pandemie auf die Firma ausgewirkt habe, verweist Tom Weber von Sono2 auf die Kulanz der Sender und auf die hilfreichen staatlichen Maßnahmen: „Wir konnten mit dem Geld unser technisches Volumen vergrößern und an die Bedürfnisse der Kunden anpassen.“ Dem stimmt auch Marc Fragstein zu. „Wir haben uns auch an die Bedürfnisse angepasst. Wir haben festgestellt, dass die Produzenten eine ‚All in One‘-Lösung bevorzugen, also Ton, Bild und Colour Grading in einem Haus gemacht haben wollen. Das werden wir bis Ende des Jahres umgesetzt haben“, erklärt er beim Werkstattgespräch.
Auch CORSO kam gut durch die Pandemie. Die Firma hatte Glück mit dem Timing, da man zu Beginn der Pandemie ohnehin in den Schneideraum musste. Für Ümit Uludağ fiel jedoch die schöne Seite des Berufs weg: „Die Kinos waren zu und es gab keine Festivals mehr. Da wird man dann plötzlich zum Schreibtischhengst. Ohne pathetisch sein zu wollen: Da merkt man, wie essentiell wichtig diese Begegnungsräume sind.“