Panel-Diskussion: AnimaDok – Wo sind die Frauen?
Durch das lebhafte Panel zur Situation von Frauen im Bereich Animadok führte Dörthe Eickelberg, Filmemacherin und Moderatorin X:enius. Die Diskussion gestalteten Annegret Richter, Geschäftsführerin AG Animationsfilm, Stefanie Larson, Cluster Managerin Animation Media Cluster Region Stuttgart, Prof. Lilian Klages, Dozentin Animation/Effect Producing Filmakademie Ludwigsburg, Anja Kofmel, Regisseurin, und Waltraud Grausgruber, Festivalleiterin ‚Tricky Woman‘.
Mehr Beachtung von Frauen – auch eine Forderung der AnimaDokSzene
Dass sich allgemeine Diskussionen um Arbeitsstrukturen und Bedingungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt genauso auf den Bereich des AnimaDok, wenn darauf nicht sogar stärker, auswirken, wurde zweifellos während der Diskussionsrunde deutlich. Vorherrschende Stereotype und Fragen nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beherrschen auch die (kreative) Filmszene und erfordern Maßnahmen für notwendige Verbesserungen. Doch über welche Problematiken, Herausforderungen und Veränderungen kann und muss dabei gesprochen werden?
Frauenpower? Mögliche Lösungsansätze
Tatsächlich kamen während der Gesprächsrunde Lösungsmöglichkeiten auf, die bereits von einem Umdenken zeugen. Annegret Richter hat die Initiative ‚Frauen in der Animation‘ gegründet, um den Problemstellungen der Branche auf den Grund zu gehen und anschließend Verbesserungen einzuleiten. Die Möglichkeit des ‚Home-Office‘ bietet auch für Animateurinnen die Chance, Familie und Beruf vereinbar und planbar zu machen. Auch wenn Anja Kofmel einlenkt, dass ‚Home-Office‘ sehr vom Projekt abhängt und das Team gleichzeitig von der gemeinsamen Zusammenarbeit vor Ort profitiert: »Ich glaube ein Projekt hat irgendwie eine Seele«, ist die Arbeit von Zuhause aus eine Option, die verhandelbar scheint. Auch Coachings und Trainings in den Ausbildungsstätten, wie beispielsweise an der Filmakademie in Ludwigsburg, werden zur Vorbereitung angeboten. Sie schulen die selbstbewusste Haltung von Studentinnen, aber auch Studenten, die in Verhandlungssituationen zu tragen kommt. Katrin Rothe fügt außerdem aus dem Publikum hinzu puttygen ssh , dass sie als Produzentin mit Frauen in Bezug auf deren Leistungen die besseren Erfahrungen gemacht habe: »ich stelle sehr gerne Frauen ein, weil die tatsächlich mehr leisten in kürzerer Zeit, gerade wenn sie auch nach Hause müssen zu ihren Kindern«.
Lösungsmöglichkeiten scheitern in ihrer Wirkung
Trotz der positiven Aspekte gibt es in vielen Punkten dennoch keine wirkenden Lösungen. Gerade größere Solidarität und Toleranz von Frauen anderen Frauen gegenüber wären fürs Erste hilfreich. Denn oft sind es gar nicht die Männer an deren Akzeptanz und Anerkennung es mangelt. – Teilweise leiden Männer in der Animationsbranche an denselben Problematiken, sind oft geschieden. Wir Frauen sollten also unser Schicksal gezielt selbst in die Hand nehmen, Einstellungen ändern sowie unsere Haltung verbessern, uns, aber auch anderen gegenüber. Eine höhere Unterstützung von Organisationen und Produzent*innen wäre darüber hinaus hilfreich, um auch innerhalb der Arbeitsstrukturen an einem neuen Selbstverständnis zu arbeiten.
Mehr Bewusstsein durch statistische Fakten
Waltraud Grausgruber liefert hierfür ein wichtiges Argument, da es eben nicht nur um die Problematik von Familie und Beruf geht: »man ist nicht das ganze Leben nur mit Familie beschäftigt«, sodass klare Fakten aus Studien mehr Verständnis und Einsicht herbeiführen könnten. Folglich würde sich mithilfe der Fakten das nötige Bewusstsein in Diskussionen der Branche, aber auch in Schule und Studium, mehr etablieren. Noch dazu kann höhere Transparenz der Gehälter zum selbstbewussteren Umgang von Frauen in Verhandlungen beitragen.
Höheres Budget = der Königinnenweg?
Ein letzter und immer wieder in der Diskussion auftretender Fakt ist das zu geringe Budget in den Produktionen. Mangelnde Finanzierung zieht nun mal lange Arbeitszeiten und schlechtere Arbeitsbedingungen mit sich. Die Animation ist durch ihr Arbeiten im kreativen Bereich zwar ein flexibles Arbeitsfeld, das auch einmal Pausen und späten Arbeitsbeginn erlaubt, aber dennoch im stressigen und arbeitsintensiven Phasen ein kräftezehrender und anstrengender Job, bei dem das Privatleben oft zu kurz kommt.
Eigenverantwortung kann Jede!
Was wir als Frauen also aus diesem Panel mitnehmen sollten, sind die Einsicht, Dinge und Chancen selbst in die Hand zu nehmen, solidarisch und umsichtig zu bleiben, aus Erfahrungen zu lernen und mit Gesprächen das nötige Selbstbewusstsein aufzubauen, nach flexiblen Lösungen zu suchen und sich auch Mal etwas zu trauen. Gleichzeitig gilt es auch zu versuchen, Bewusstsein bei anderen zu schaffen, zu kommunizieren, um in Zukunft etwas an den Strukturen in unserem Umfeld verändern zu können. Waltraud Grausgruber wirft zum Schluss noch ein: »Den Raum nehmen und nicht warten, bis er uns gegeben wird«.
Gesamtes Panel “Animadok – Wo sind die Frauen”
Annika Weißhaar/Astrid Beyer