„Vom Zauberklang der Dinge“: Sebastian Heinzel bei DOKVILLE
Sebastian Heinzels jüngster Dokumentarfilm „Der Krieg in mir“ startete gerade die Kinotour, als die Corona-Pandemie diese unterbrach und ihren Lauf nahm. Aktuell arbeitet er an der Webserie „Vom Zauberklang der Dinge“, über die er bei DOKVILLE 2021 sprach.
Blick auf das Wesentliche
2019 war Sebastian Heinzel mit seinem Kino-Dokumentarfilm „Der Krieg in mir“ bei DOKVILLE zu Gast. In dem für ihn sehr wichtigen Projekt spürt er der Kriegsvergangenheit seines Großvaters nach und verarbeitet die Parallelen zum eigenen Leben. „Der Film hat mich mehr zu mir gebracht“, erzählt er zu Beginn des Gesprächs mit Astrid Beyer bei DOKVILLE 2021 über das Projekt. „Es hat mich im Grunde noch mehr dazu gebracht, die Frage zu stellen: ‚Was will ich wirklich‘?“, resümiert er. Und vielleicht ist es eben diese nüchterne, schlichte Perspektive auf die Dinge, die er nun auch mit seinem neuen Projekt „Vom Zauberklang der Dinge“ einnimmt.
Neue Webserie – der Komponist Peter Roth inspiriert
Heinzels aktuelle Arbeit ist gleichermaßen Langzeitbeobachtung und fortlaufende Webserie über den Ostschweizer Komponisten und Chorleiter Peter Roth, sein Werk sowie die Chöre, Solistinnen und Solisten, die sein Schaffen seit Jahrzehnten begleiten. Zurzeit gibt es 19 Folgen: „Es sind kurze, in sich abgeschlossene Filme, die jedes Mal eine eigene Idee mit sich bringen“, so Heinzel. Er gestaltet die Serie als „komplett freies Format“ zusammen mit dem Kameramann Axel Kindermann.
„Vom Zauberklang der Dinge“ – Weg nach Innen
Neben dieser abgeschlossenen, eigenen Thematik pro Folge geht es auch um „den Weg nach Innen – Weg vom Materialismus, hin zu einem geistigen Weg“, erklärt der Filmemacher. Hierfür eignet es sich besonders, das Thema „Klang“ in den Fokus zu stellen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Natur, die Umgebung von Toggenburg, der Heimat von Peter Roth.
Freie Gestaltung und Finanzierung
Die Folgen, die regelmäßig in Abständen von zwei Monaten gedreht werden, sind von Sebastian Heinzel vollkommen frei finanziert. Es gibt keine Förderung. Meist sind es Stiftungen aus Peter Roths Umfeld oder private Personen, die als „Paten“ etwas zu dem Projekt beisteuern. Zusätzlich gab es zudem eine Crowdfunding-Kampagne über einen Online-Blog. Dieser Weg ermöglicht eine freie Entfaltung und „es gibt keine Redaktion im Hintergrund, die da mitbestimmt“, so Heinzel.
Zusammenarbeit mit Peter Roth
Ist eine Folge abgedreht, ergibt sich die nächste zu Teilen wieder aus der anderen: „Peter hat sehr viele Ideen und ich selbst sehe meine Rolle dabei darin, die Filme zu gestalten.“ Vorangetrieben wird die Webserie auch von der Jugendlichkeit Roths: „Er sprudelt vor Ideen“, erzählt Heinzel. Auch mit über 70 Jahren hat der Komponist und Musiker die Muße, sich auf neue Medien wie YouTube einzulassen und sich darin einzuarbeiten. Zudem lernt Sebastian Heinzel Klangräume selbst neu kennen. Peter Roth kommt ursprünglich aus der Kirchenmusik und hat gleichzeitig Wurzeln als Free-Jazzer, aus der 68er-Bewegung hervorgehend: „So habe ich Kirche selten erlebt wie bei Peter Roth. Kirchen als Klangräume sind genial.“
Wer nun Lust bekommen hat, selbst in die Serie reinzuschauen, kann alle bisher veröffentlichten Folgen auf YouTube ansehen.