DOK Leipzig 2022: „DOK Neuland“ zeigt tiefgreifende XR-Arbeiten

Virtuelle Realitäten 

DOK Leipzig 2020 Privates FotoBei der Abkürzung XR handelt es sich um die sogenannten Extended Reality, die Virtual- (VR) und Augmented Reality (AR)-Formate einschließt. Während Virtual Reality eine computergenerierte Wirklichkeit – oft audiovisuell dargestellt – ist, handelt es sich bei Augmented Reality um eine computergestützte Erweiterung der sinnlichen Wahrnehmung: Die Realität wird mit digitalen Elementen angereichert.

Unter dem Titel „THX 4 Nothing” wird DOK Neuland im MbdK Leipzig einen immersiven Kritik- und Visionsraum entstehen lassen. Sechs VR-Erfahrungen, sowie zwei AR-Erfahrungen und ein 360° Film brechen mit starren Denk- und Verhaltensmustern.

Aktuelle Herausforderungen

Klimakrise, Verletzung der Menschenrechte, Flucht und Vertreibung, Korruption, starre Geschlechterrollen und fehlende Safe-Spaces sind Themen, die zu den Herausforderungen der Gegenwart gehören.

Lars Hummel und Marie Hinkelmann kuratieren die Ausstellung, die Untätigkeit von Politik und Institutionen ins Zentrum rückt. Die Künstler:innen zeigen in ihren Installationen, wie der Mensch an die Grenzen seiner persönlicher Handlungsmacht stößt und fragen außerdem danach, wie die Erde für nachkommende Generationen hinterlassen werden kann.  
Die Kurator:innen konstatieren: XR-Werke ermöglichen es, Wissen auf eine besondere Art und Weise erlebbar zu machen. Denn aus Zuschauenden werden Beteiligte – also raus aus der Passivität, hinein in die Aktivität. 

Immersive Kritik- und Visionsräume

DOK Leipzig 2021 DOK Neuland ImpressionenDrei der Arbeiten behandeln das Verhältnis von Mensch und Natur. In „Seven Grams” können Ausstellungsbesucher:innen mit Hilfe ihres Smartphones ein in Einzelteile zerlegen. Am Beispiel der Demokratischen Republik Kongo wird verdeutlicht, welche Ressourcen von Mensch und Natur die Tech-Industrie für die Herstellung ihrer Innovationen nutzt.
„The Miracle Basket” verdeutlicht, wie unachtsam die westliche Konsumgesellschaft der Natur gegenübersteht.
In „Kusunda“ entdecken ein Schamane und seine Enkelin seine Muttersprache wieder. Sie widmen sich dabei den Themenkomplexen Identität, Tradition und Bewusstsein für die eigene Geschichte. 

Drei Arbeiten nehmen Queerness in den Fokus. Sie erzählen von Diskriminierung und Marginalisierung. „[Posthuman Wombs]“ ist ein autotheoretischer Essay, der stereotype Bilder von Schwangerschaft hinterfragt und über Reproduktionsszenarien spekuliert, die sich außerhalb des klassischen binären Geschlechterspektrums befinden.
Die AR-Erfahrung „Dragzina“ stellt die queere Community in Russland dar, welche dort Feindseligkeiten, Tabuisierung und Kriminalisierung ausgesetzt ist sind. Der lokalen Drag-Szene wird im virtuellen Raum ein Safe-Space geschaffen, in der performt werden kann, ohne sich vor Gewalt zu fürchten.
Im 360°-Film „In the Mist“ werden sexuelle Handlungen in einer Schwulensauna zur „real-surrealen“ Bühne für Lust. Hier können die eigenen Sehnsüchte hinterfragt werden.

DOK Leipzig 2020 Neuland ImpressionenDrei weitere VR-Erfahrungen vervollständigen die Ausstellung. Sie bieten eine Projektionsfläche für Unsicherheit, Ängste und das Bedürfnis nach Kontrolle. „Control Negative“ lässt Besucher:innen an einem psychologischen Experiment teilhaben, das Kontrolle als Illusion enttarnt. „All Unsaved Progress Will Be Lost“ lässt Textfragmente in einer Stadt umherschweben, die sich mit der Zeit zu einer Geschichte zusammenfügen. In „On the Morning you Wake to the End of the World” können Anwender:innen den 13. Januar 2018 erleben, den Tag an dem die Bewohner:innen Hawaiis vor einer atomaren Bedrohung gewarnt wurden, die sich dann als Falschinformation herausstellte.

„THX 4 Nothing“ wird in der Festivalwoche von Dienstag bis Mittwoch (18.10.-23.10.) im Untergeschoss des MdbK ausgestellt. Die Ausstellung ist in diesem Zeitraum von 11 bis 18 Uhr geöffnet, am Mittwoch von 12 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

VR bei DOKVILLE

Bei DOKVILLE 2021 wurde die Virtual Reality-Erfahrung „AstoriaVR“  über das berühmte, sich in Leipzig befindende Hotel Astoria vorgestellt. Das VR-Projekt wurde begleitend zum animierten Dokumentarfilm „Hotel Astoria“ entwickelt.
Pixelcloud stellte zusammen mit Bettina Fächer (SWR Online) seine Blautopf VR bei DOKVILLE 2019 im Rahmen des Formats AngeDOKt vor.

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