DOKVILLE 2022 – das lohnt sich! Neben dem persönlichen Austausch, der nach mehreren Corona-Ausgaben endlich wieder offline stattfinden darf, gibt es beim Branchentreff vom Haus des Dokumentarfilms mehrere Inhalte als Preview oder sogar exklusiv zu entdecken.
„Dokumentarfilm. Investigativ.“
Am 23. und 24. Juni 2022 findet DOKVILLE zum Thema „Dokumentarfilm. Investigativ.“ im Hospitalhof Stuttgart statt. Die hochkarätig besetzte Präsenzveranstaltung mit ihren Panels, Case Studies und Impulsvorträgen wird von einem Livestream flankiert. Thematisiert werden Langformate und Doku-Serien, die sich mit Korruptionsskandalen, undurchsichtigen Machenschaften, Menschenrechtsverletzungen, Gewalt, Diskriminierung und Unterdrückung auseinandersetzen. Etliche der präsentierten Inhalte sind lange vor Veröffentlichung bei DOKVILLE zu sehen.
Relevanz der Investigation
„Der Bedarf an gesellschaftlich relevanten Dokumentarfilmen zeigt sich in Krisensituationen am dringlichsten“, sagt Ulrike Becker vom Haus des Dokumentarfilms. Doch gerade in diesen Zeiten kann man oft beobachten, wie Meinungen mit Fakten konkurrieren, gefühlte Wahrheiten mit echten Nachrichten verwechselt werden, Fake News die Runde machen. Welchen Beitrag können Filmschaffende leisten, die sich der gründlichen Recherche und dem Blick hinter die Fassade verpflichtet fühlen – zumal, wenn sie sich wie ihre journalistischen Kolleg:innen dem investigativen Arbeiten verschrieben haben?
„The Killing Of A Journalist“ & das OCCRP
Einen authentischen Einblick liefert Matt Sarnecki, Produzent und Regisseur von „The Killing Of A Journalist“. Der Film, der beim kanadischen Hot Docs Festival erst- und bislang einmalig aufgeführt wurde, thematisiert den Tod des slowakischen Investigativ-Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová. Das Verbrechen hatte in der Slowakei zu monatelangen Protesten und schließlich zum Rücktritt des Premierministers Robert Fico geführt. Ausschnitte aus „The Killing Of A Journalist“ sind nur bei DOKVILLE vor Ort im Hospitalhof zu sehen.
Sarnecki ist zudem Senior Producer beim Organized Crime And Corruption Reporting Project (OCCRP), das sich auf die Enthüllung von kriminellen Machenschaften speziell in Osteuropa und Russland fokussiert – eine gefährliche Tätigkeit, die sich neue Wege vernetzter Recherchen und beim Quellen- sowie Eigenschutz zu eigen macht. Mitarbeitende des OCCRP treten entsprechend nur selten öffentlich bei Tagungen auf. Sarnecki macht für DOKVILLE eine Ausnahme.
Panel (engl.): „The Killing Of A Journalist“ und „Dear Future Children“ (FR, 24.6.2022, 10.30 Uhr)
Mit Franz Böhm (Regisseur und Produzent „Dear Future Children“), Matt Sarnecki (Produzent und Regisseur „The Killing of a Journalist“, OCCRP) und Moderatorin Angelika Knop (Online-Journalistin). In Zusammenarbeit mit WIFTG – Women in Film & Television Germany e.V.
Zwei neue True Crime Doku-Serien für die Mediathek
Auch in Sachen Doku-Serien bringt DOKVILLE Inhalte lange vor Veröffentlichung ins Gespräch. Noch echtes „Work in Progress“ ist beispielsweise „Sie musste sterben“ über Femizide in Deutschland (Lona • media mit SWR und NDR), die derzeit für die ARD Mediathek entsteht. Jede der geplanten Folgen greift einen abgeschlossenen Fall auf und zeigt: Die Täter kommen aus allen Milieus und Bildungsschichten. Sie töten Frauen aus den unterschiedlichsten Gründen, aber vor allem: Weil sie Frauen sind. Zu sehen sein wird Material aus dem Rohschnitt.
Case Study: „Sie musste sterben“ (FR, 24.6.2022, 14.30 Uhr)
Mit Nicola Graef (Regisseurin und Geschäftsführerin, Lona•Media), Gudrun Hanke-El Ghomri (ARTE Beauftragte des SWR), Lena Scheidgen (Regisseurin, Lona•Media) und Moderatorin Angelika Knop (Online-Journalistin).
„Reeperbahn Special Unit 65“ hatte seinen ersten großen Auftritt beim Serienmarkt der diesjährigen Berlinale – als erste Doku-Serie überhaupt. Auch sie ist für die Mediathek angedacht und will durch einen bewussten Perspektiv- und Stilwechsel neue Zuschauer-Schichten erschließen. „Alle Geschichten, die bisher über den Kiez dieser Zeit erzählt wurden, sind aus männlicher Sicht geschrieben“, sagt Christian Beetz, Produzent und Geschäftsführer der gebrueder beetz filmproduktion. „Die Frauenschicksale spielen eine untergeordnete Rolle. Wir finden, dies ist nicht mehr zeitgemäß und wollen mit unserer Serie neue Wege gehen.“
„Reeperbahn Special Unit 65“ kombiniert bisher unveröffentlichtes Archivmaterial mit Interviewsequenzen und fiktionalen Elementen. Sie kommt im Look & Feel einer amerikanischen Cop-Serie daher. Bei DOKVILLE zeigen die Macher erstmals längere Ausschnitte aus den fünf Episoden, die voraussichtlich ab Herbst 2022 in der ARD Mediathek verfügbar sind.
Case Study: „Reeperbahn Special Unit 65“ (FR, 24.6.22, 15.45 Uhr)
Mit Christian Beetz (Geschäftsführer und Produzent, gebrüder beetz filmproduktion), Marc Brasse (NDR DOKCENTER, DokFilm & Geschichte), Ina Kessebohm (Autorin und Regisseurin), Tania Reichert-Facilides (Geschäftsführerin, Studio Hamburg Enterprises) und Moderatorin Angelika Knop (Online-Journalistin).
DOKVILLE Videos
DOKVILLE stellt für den Livestream drei Filmschaffende und ihre Projekte in Video-Porträts vor. Frank Rother und sein Team haben dafür in Berlin Cem Kaya, Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski getroffen sowie mit der ukrainischen Produzentin Olga Beskhmelnitsyna via Zoom ein Interview geführt. Die Videos werden zwischen den Panels und Diskussionsrunden gezeigt und sind nach der Veranstaltung für akkreditierte Gäste online zugänglich.
Cem Kayas Film „Liebe, D-Mark und Tod“ feierte Weltpremiere bei der Berlinale 2022 und erzählt die Geschichte der Musikkultur der türkischen Zuwanderer in Deutschland. Dafür wurde er mit dem Publikumspreis in der Sektion Panorama ausgezeichnet.
Im April 2022 vergaben das Haus des Dokumentarfilms und das Institut für Medien- und Kommunikationspolitik in Berlin erstmals den Roman Brodmann Preis für politischen Dokumentarfilm. Ausgezeichnet wurden Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski für den Kinodokumentarfilm „Das Hamlet-Syndrom“, der sich mit dem Krieg in der Ukraine auseinandersetzt. Fünf Frauen und Männer konfrontieren sich in einer Theaterinszenierung mit den teils traumatischen Gewalterfahrungen der ukrainischen „verlorenen Generation“.
Die ukrainische Produzentin Olga Beskhmelnitsyna stellte beim Roman Brodmann Kolloquium die Initiative ukrainischer Filmschaffender vor, ein Dokumentationsarchiv über den Krieg und seine Zerstörungen zu schaffen. Im DOKVILLE Video zeigen wir Ausschnitte daraus und sprechen über den aktuellen Stand des Projekts.
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